Dieser Post wurde ursprünglich auf meinem ehemaligen Blog www.kattitu.de am 7. September 2011 veröffentlicht. Da er damals sehr gut ankam, habe ich ihn jetzt erneut hier veröffentlicht. Es kann daher sein, dass nicht mehr alle Informationen aktuell sind. Falls euch dahingehend etwas auffallen sollte, sagt mir gern Bescheid.


Vor einiger Zeit reichte ich ein paar meiner Fotos (die meisten, die man auch auf meinem Profil bei 500px.com findet) auf fokussiert.com ein, um ein paar Meinungen zu meinen Bildern von professionellen Kritikern bzw. Fotografen zu bekommen.
Heute morgen erschien nun eines dieser Fotos in der allseits gut belesenen Rubrik „Bildkritik“. So ganz glücklich bin ich mit dieser Kritik aber nicht – warum, das möchte ich im Folgenden erläutern.

Hier aber zuerst einmal das Foto, um das es in der Bildkritik geht:

flood of light by Katharina Franz (heartcrazed)) on 500px.com

Flood of light

Kamera-Modell: Canon EOS 1000D
Objektiv: EF-S18-55mm f/3.5-5.6 IS
Brennweite: 51mm
Blende: f/13.0
Belichtungszeit: 0.0031s (1/320)
ISO: 200


Der Kritiker beschreibt mein Foto erst ziemlich treffend, was ich noch gut finde:

Einige relativ karge Pflanzen stehen in diesem fast monochromen Sonnenaufgangs-Bild gegen das Licht als Silhouetten vor einer Waldlandschaft. Unmittelbar hinter den im Vordergrund in den Fokus gerückten Stauden erstreckt sich eine Weide im Nebel zu einem Waldrand, der ebenfalls rechtwinklig zur Fotografieebene in zwei Schichtungen die aufgehende Sonne im Nebel verdeckt.

Aber danach spricht er von seinem Landschaftsfotografie-Lehrer, der meinte, er sehe nicht das Motiv, sondern die Stimmung und suche sich dann daraus resultierend ein Motiv.
Ich habe beides gleichzeitig gesehen: die Stimmung und im nächsten Moment die Pflanzen, die so perfekt standen, wie sie es auf dem Foto tun. Wenn Sennhauser also behauptet:

Du hast an diesem Morgen das grossartige Licht und die Stimmung durch die Nebelschwaden gesehen und versucht, ein Motiv zu finden, welches diese Elemente am besten in Szene setzt.

… dann ist das einfach nicht wahr. Vielleicht hätte ich im Freitextfeld ausdrücklicher sagen sollen, was an dem Morgen wirklich passierte, aber ich gebe zu, dass das Bild schon älter ist und ich mich nicht mehr an jedes kleine Detail erinnere.

Die weiteren Anmerkungen nehme ich dennoch als positiv auf:

Die Pflanzen im Fokus, aber nur als schwarze Schatten, die Wiese im Nebel und die beiden Lagen des Waldes, all das ergibt ein Bild von grosser Tiefe, und das trotz deutlich geschlossener Blende.
Den angestrebten Effekt hast Du erreicht, das Bild erstreckt sich hinter der Bildebene weit hin zum Waldrand-Horizont.

Die bisherige Kritik liest sich bis zu diesem Punkt durchweg positiv, daher überrascht es mich, dass Sennhauser nun eine Kehrtwende macht und das Bild doch als „nicht gut“ abstempelt:

Und dennoch reicht das nicht ganz, um eine richtig gute Fotografie auszumachen. Denn nachdem man das eigentliche Wesen der Aufnahme bestimmt hat – das Morgenlicht mit Nebel -, braucht man eine Komposition, welche zusätzliche Spannung ins Bild bringt oder die bestehende unterstützt.

Oben hat er die Komposition doch benannt: vorne die als Silhouetten abgebildeten Pflanzen, dann der Nebel, welcher den Wald in mehrere Ebenen spaltet. Dazu die Sonne (die er übrigens gar nicht erwähnt hat), welche sich durch den Nebel bricht und deren Strahlen man regelrecht durch den Nebel verfolgen kann. Was braucht ein Bild mehr?

Mich stören die Gleichmässigkeit der Waldlinie im Hintergrund, die fast gerade scheinen, und der ebenso gleichförmige und als fast eingemittete Welle im Bild platzierte Bogen der Blütenstände im Vordergrund. das ist alles so gleichmässig und ordentlich und spannungslos, dass es mich einfach nicht zu fesseln vermag: Der Morgen ist ruhig und ausgeglichen, der Waldrand ist es auch und die Blütenstände stehen nicht nur in einer sauberen Reihe, sondern auch noch schön der Länge nach geordnet in letzteren.

Die Waldlinie ist also zu gleichmäßig, die Welle der Blütenstände zu mittig / wellig. Alles erscheint ihm zu gleichmäßig und ordentlich? Nun ja, vielleicht ist es ja genau das, was ich vermitteln wollte? Ein wunderschöner, verträumter Morgen, wo alles perfekt sitzt, scheint und ist. Und gerade dieses ruhige und ausgeglichene, was Sennhauser hier bemängelt, ist das, was ich erreichen wollte.

Wo liegt jetzt der Fehler? Bei mir, weil ich nicht schrieb, was meine Intention war? Oder bei ihm, weil er das nicht erkannte? Sein Schlusswort bzw. Rat ist folgender:

Hier hätte es sich gelohnt, nach einem Bruch zu suchen, einer Störung in der Gleichförmigkeit, und den Kontrast zu der ruhigen Lichtstimmung mit einer deutlich weniger ruhigen Komposition zu schaffen.

Ich denke, dass ein Bruch dem Bild in seiner Perfektion und Ruhe nur geschadet hätte. Zu dem Zeitpunkt war einfach alles perfekt, es gab keinen Bruch, den ich hätte festhalten können!
Ich mag Parallelen, Gleichmäßigkeiten und Geraden in einem Bild. Sennhauser scheint dies nicht so zu mögen. Also denke ich, dass das ganze eher Geschmackssache als Profi-Argumentation ist. Was denkt ihr?

Ich würde mich freuen, wenn ihr eure Kommentare entweder direkt unter die Kritik postet (also unter http://fokussiert.com/2011/09/07/landschaftsfotografie-licht-ist-genug/) oder hier, wobei der Kritiker, Peter Sennhauser, eure Anmerkungen dann nicht lesen können wird, wenn ihr sie hier verfasst.